Börse und Wirtschaft

Heute ein nicht ganz kurzer Kommentar zur immer wieder einmal wundersam festgestellten Diskrepanz zwischen der behaupteten Lage und Aussicht der Wirtschaft und den Kursereignissen an der Börse.

Erstere beruhen in der Regel auf Prognosen und Einschätzungen von Wirtschaftsinstituten, die wiederum meist auf einigen von ebendiesen Instituten berechneten Kennzahlen beruhen. Oder sogar nur auf wesentlich persönlichen Einschätzungen führender Personen aus der Wirtschaft selbst.

Im ungünstigsten Fall, vor allem in letztgenanntem (Nein, ich nenne nicht das betreffende TV-bekannte Institut), beruhen die geäußerten Lageberichte tendenziell also auf FUD (Fear, Uncertainty and Doubt).

Kursereignisse, so wie die just gemeldeten Rekordwerte, die der DAX gerade erklimmt, beruhen dagegen unmittelbar auf (finanz-) ökonomischem Handeln von Menschen respektive investierenden Institutionen: nämlich dem realen Kauf und Verkauf von Wertpapieren, im genannten Fall des DAX also Aktien.

Natürlich investieren Investoren oftmals auch auf Basis von FUD, trotzdem stellen Börsenkurse reale Wirtschaftsfakten von Branchen und Unternehmen dar und keine Prognosen oder Lageeinschätzungen von Wirtschaftsinstituten.

Man bekommt darüber (beiderlei) übrigens einen klareren Blick, wenn man sich eine vernünftige Börsenwebsite wie z.B. die der Deutschen Börse anschaut anstatt medialen Quark wie Börsen-Kurzsendungen im Fernsehen vor oder nach den Nachrichten. Dort wird nämlich oft verbal Börsengeschehen rückverwandelt in FUD.

Anders als auf diese tatsächlich nicht sonderlich aufregende Diskrepanz hinzuweisen und daraufhin von verrückt gewordenen Börsianern zu schwadronieren und damit wieder einmal das stattsam bekannte deutsche Börsenbashing loszutreten, empfehle ich vernunftgemäß Folgendes:

Aufgrund der allgemeinen Nachrichtenlage und besonders der (auch internationalen!) Wirtschaftslage sich ein Lagebild machen. Eine eigene Einschätzung also.

Hierzu selbstverständlich auch Wirtschaftsprognosen hinzuziehen. Es ist ja nicht alles unseriös, was da draußen publiziert wird.

Das Geschehen an den Finanzmärkten verfolgen. Nicht bloß den DAX-Stand, auch den Standard & Poor 500 (S&P 500), den Nasdaq und meinetwegen auch den Dow-Jones-Index.

Mit anderen Worten:

Sich ein möglichst breites Lagebild des Gesamtgeschehens in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft machen.

Und dann vielleicht einmal den hosenschissernden Arsch hochkriegen und die paar Kröten, die ihr abzwacken könnt, nicht wie verängstigte Kleinkinder auf einem Sparkonto (WTF??) nutz- und renditelos gammeln lassen, sondern vernünftig langfristig investieren.

Kommentare

3 Antworten zu „Börse und Wirtschaft“

  1. _Su_

    Börse/Aktion sollte man mal in der Schule unterrichten!

  2. Ja… und wie ist denn jetzt die Lage?

    Übrigens, der letzte Absatz war ganz klar an mich gerichtet. Ich habe immer noch keine Aktien und habe meine Kröten immer noch rendit- und nutzlos auf dem Bankkonto. Mich juckt es nicht. Ich schimpfe nur über die angesprochene Diskrepanz zwischen Börsenkursen (Dax) und der allgemein verbreiteten Stimmung. Ich denke, du wollteste helfen? Ich habs nicht verstanden. Ist die Lage nun so schlecht oder trommeln die nur, um dem doofen Bundesbürger Angst zu machen, damit er auf unverschämte Lohnforderungen verzichtet. Funktioniert ja nicht, wie man am Beispiel von VW gut sieht.

    1. Boris (Autor)

      Der DAX ist nichts weiter als ein Zahlenindex. Er repräsentiert rein rechnerisch die gesammelten Kurse der 40 börsenstärksten deutschen Unternehmen in einem Punkteschema. Er tut nichts, er handelt nicht, er denkt und glaubt nichts, er reagiert nicht. Nichts von alledem, was ihm in schwachmatischen Börsensendungen angedichtet wird. Er ist kein Wesen, er ist bloß nackte Zahlen.

      Aufgrund seiner Zusammensetzung und beschriebenen „Natur“ kann er gar nicht die allgemeine Wirtschaftslage abbilden. Das ist auch nicht seine Aufgabe. Er bildet das Handelsgeschehen der 40 enthaltenen Unternehmen im börslichen Tagesgeschäft ab, nichts weiter.

      Daraus kann man allerdings, je nach Branche, die man im Einzelfall betrachten muss, Rückschlüsse ziehen auf wirtschaftliche Situationen. Leider ist der DAX mit nur 40 Aktientiteln nicht gerade breit aufgestellt, man müsste zu einer besseren Einschätzung immer noch die anderen DAXe hinzuziehen.

      Aber wie du schreibst, es gibt (eigentlich immer) eine Diskrepanz zwischen tatsächlichen Marktereignissen, also faktischem wirtschaftlichem Handeln einerseits und (wie auch immer medial geschürten) Stimmungen und prognostischen Meinungsbildern (mit denen Stimmungen erzeugt werden).

      Ich orientiere mich lieber an Ersterem.

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